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  "Tanzprojekt 55Pus"
 
Premiere am 27. Mai 2006
    Ein Abend von und mit
junggebliebenen Menschen
 
 
    Inszenierung: Torsten Händler und Sabine Händler-Garlipp
     
   
Es begann Ende 2003 nach einer Vorstellung von "Kommen und Gehen".
Begeisterte Zuschauer fragten den Chefchoreographen, ob auch ältere Menschen eine solche Lebensgeschichte tänzerisch umsetzen könnten, freilich als vom Ballettdirektor betreute Laien. Der Vorschlag fand Gefallen, zu einer ersten Begegnung im Januar 2004 wurden Interessenten ab 55 Jahren eingeladen. Der erste Arbeitstitel des Projekts war "Kommen und Bleiben". Es kamen sehr viele, mehr als 55, und nach dem gegenseitigen Kennenlernen und der notwendigen Auswahl der Projektteilnehmer blieben 25.
   
Die Seniorentänzer treffen sich nun seit mehr als zwei Jahren einmal wöchentlich, haben bereits dreimal in öffentlichen Proben gezeigt, wozu begeisterte ältere Menschen fähig sind. Nun endlich wird es eine offizielle Premiere im Chemnitzer Schauspielhaus für dieses außergewöhnliche Projekt geben, bei dem - im besten Sinne des Wortes - der Weg das Ziel ist und jede Probe für die Tänzer und für die Choreographen ein Ereignis darstellt, das Geduld und Spannung streiten lässt.
 
Die Premiere tanzten:
  Gabriele Albers
  Ingrid Bartunek
  Siegfried Bauer
  Siegfried Bayer
  Elfriede Blank
  Heidemarie Boyke
  Renate Frank-Bayer
  Liane Günther
  Lilli Kliment
  Larissa König-Klar
  Joachirn Kretzschmar
  Renate Kretzschmar
  Monika Langer
  Hannelore Parthey
  Roswitha Rudolph
  Ingrid Sandig
  Karin Seiferth
  Rita Seyferth
  Birgit Spreer
  Werner Taube
  Wilfried Vogel
  Eva Voigtmann
  Anita Zschocke
   
   
Dies ist die letzte Inszenierung des scheidenden Ballett-Leitungs-Paares
Sabine und Torsten Händler
im Schauspielhaus.

Viel Glück auf dem Weg,
und hoffentlich ein alsbaldiges Wiedersehen hier in Chemnitz, oder !!!!!!
   

KRITIK:

Die alternde Gesellschaft macht Kopfstand
Männer und Frauen jenseits der 55 feiern Bühnenpremiere mit einem außergewöhnlichen Tanzprojekt - Balett / Führungsduo Händler betritt Neuland

An jenem Samstagabend im Schauspielhaus kommt viel Außergewöhnliches und Gegensätzliches zusammen. Im vollen Zuschauerraum sitzen die Söhne und Töchter, die Enkelsöhne und Enkeltöchter - zwei jüngere Generationen. Auf der Bühne tanzen die Omas und Opas. Es ist die Premiere eines Bühnenprojekts, eines Tanzprojekts, das Modellcharakter erlangen könnte in einer Gesellschaft, wo die Älteren die Mehreren sind, wo Alte und Junge neue Wege zueinander suchen.
..Das Tanzprojekt "55 plus", in dem sich vor mehr als zwei Jahren 24 Männer und Frauen im Alter von 55 bis 83 Jahren zusammengefunden haben, hat am Wochenende mit seiner Uhraufführung im Schauspielhaus die Öffentlichkeit erlangt und diese restlos überzeugt: davon, dass auch eine alternde Gesellschaft dynamisch sein kann; dass Menschen in späteren Lebensjahrzehnten beweglich in mehrfachem Sinne sind, zu Aufbruch und Neuem fähig.
..Wilfried Vogel ist einer der Tänzer. Er ist 75, hat einen Herzinfarkt hinter sich und sagt wenige Stunden vor der Premiere: Ich kann jetzt mehr als vor 15 Jahren, fühle mich besser als damals. Auf der Bühne liefert er dann den Beweis: mit einem Kopfstand, auf einem Stuhl, frei und ohne Stütze, eine kleine Ewigkeit lang. Vogels Erfahrungen, dass der Neuanfang offenbar kein Alter kennt, teilen alle Tänzer der Truppe auf irgendeine Weise.
..Gleichwohl ist die Zukunft dieser außergewöhnlichen Truppe ungewiss. Denn ihre Tanzlehrer und Choreographen, Torsten Händler und seine Frau Sabine Händler-Garlipp, werden mit Ende der Theaterspielzeit im Sommer Chemnitz verlassen. Die Verträge des Ballett-Führungsduos sind durch den neuen Intendanten Bernd Helmich nicht verlängert worden. Auch die Händlers machen einen Neuanfang. Man hat Pläne. Leipzig soll dafür der neue Lebensmittelpunkt des Tänzer Ehepaares werden und nicht Berlin, von woher das Paar vor fünf Jahren ans hiesige Theater gekommen ist. Warum man nicht hier bleibt, begründet Torsten Händler so: "Wir gehören hier zum Alten, und das Chemnitzer Publikum wartet auf das Neue."
..Schon wieder Abschied und Anfang oder, wie es sich bei manchen aus der Freizeit-Tanztruppe schwer aufs Herz legt: Abschied vom eben gemachten Anfang als bejahrtes Bewegungstalent. Larissa König-Klar weint beinahe, als sie ihre Befürchtungen ausdrückt - dass es eben bei diesem Projekt wohl keinen Ersatz gibt für ihre Trainer, die Händlers, die dieser Truppe ihre Freizeit gewidmet haben. Traurigkeit will hingegen Hannelore Parthey nicht aufkommen lassen: "Wir werden uns wieder finden", glaubt sie ganz fest.

Dagmar Ruscheinsky, Freie Presse, 29.05.2006

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Tanzen, was das Alter hergibt
Grazie im Alter? Aber hallo! Die älteren Herrschaften vom Tanzprojekt 55plus jedenfalls haben ihren Charme. Schön für sie.

Und schön für andere: Die 18 Frauen und fünf Männer haben auch noch den Mut, auf offener Bühne mit Ihren Reizen zu spielen. Die Premiere ihrer ersten Inszenierung mit dem Titel "Bewegtes - Erlebtes" am Sonnabend im ausverkauften Chemnitzer Schauspielhaus wurde vom Publikum stürmisch gefeiert.
..Sabine Händler-Garlipp und Torsten Händler, die Gründer, Choreografen und Trainer des Freizeitprojektes, lieferten mit ihrer 60-minütigen Szenenfolge einen packenden Grundkurs in puncto Körpersprache - von Mensch zu Mensch und alle auf einem Haufen.
..Da ringen eine Frau und ein Mann, jeder still und stumm auf einem Bein stehend, um Balance und Contenance. Da umschlingen sich Herren mit grau melierten Schläfen und Damen mit roten, blonden und ungefärbten Haaren zum verschworenen Kreis. Da wird Charleston, Tango und Cha-Cha-Cha getanzt, was die Beine hergeben. Da rangelt eine wilde Horde um den Platz an der Sonne. Da geht mancher gemessenen Schritts zu klassischer Musik in sich. Und irgendwie packt jeder sein Köfferchen mit Erinnerungen, guten und nicht so guten Momenten seines Lebens aus.
..Bleibt zu wünschen, dass das vom Theater Chemnitz unterstützte "Tanzprojekt 55plus" nicht in den Kinderschuhen stecken bleibt. Vielleicht konnten die älteren Herrschaften ja auch den künftigen Chemnitzer Ballett-Chef Lode Devos Im Zuschauerraum becircen.

 

Ch. Hamann-Pönisch, Morgenpost, 29.05.2006

 


 

 

 

 

 

 

  Erstellt am 19.02.2007